Troodosgebirge und der Westen Zyperns
Am Morgen checken wir im Lucky Hotel in Larnaka aus und fahren mit Sack und Pack mit dem Bus zum Flughafen. Wir wollen allerdings nicht weiterfliegen, sondern nur unseren Mietwagen abholen. Kurz drauf sitzen wir in einem babyblauen Kia Picanto. Seit langem bin ich mal wieder selber im Linksverkehr unterwegs. Aber wenigstens sind Blinker- und Scheibenwischerhebel wie gewohnt angeordnet.
Unseren ersten Stopp machen wir schon nach wenigen hundert Metern, denn wir wollen zur Hala Sultan Tekke Moschee am Salzsee von Larnaka. Der Lonely Planet schreibt was von drittbedeutendstem islamisches Heiligtum. Dafür ist hier überraschend wenig bis nichts los.
Dann fahren weiter an der Küste entlang und machen in einem Restaurant an einem Kamelpark halt. Der Kamelpark ist uns zu albern und so kehren wir nur ein. Nun geht es weiter, jetzt in Richtung Gebirge. Wir fahren Richtung Vavla, Ora und weiteren Nestern. Auch wenn die Straße zwischen den Ortschaften oft sehr kurvig ist, ist sie wenigstens breit. In den Orten wird es aber schon ab und an richtig eng, man hat das Gefühl, man fährt bei den Leuten gleich durch das Wohnzimmer. Unser Mietmöppel ist übrigens angesichts der zu nehmenden Steigungen einfach nur hoffnungslos untermotorisiert.
Irgendwann kommen wir in die Nähe des Ortes Troodos. Anders als erhofft stehen nirgends Schilder mit Zimmer frei oder Hinweise auf Pensionen. So fahren wir halt einfach mal weiter und kommen durch Troodos durch. Außer einem riesengroßen Hotel und mehreren Cafés gibt es da nicht viel. In Pano Platres wird es dann wirklich langsam Zeit eine Bleibe zu finden, denn im Dunkeln wird das mit Sicherheit noch schwieriger. Es gibt einige kleine Hotels, allerdings machen diese einen recht teuren Eindruck. An einer Taverne hängt dann ein Schild mit Zimmer zu vermieten. Der Besitzer schickt uns zu seinem Vater in eines der Hotels, die wir eigentlich schon abgehakt hatten. Das Semiramis Hotel ist recht gemütlich und der Preis auch im Rahmen. So ziehen wir dort für die nächsten drei Tage ein.
Die Ortsrunde im herrlichsten Sonnenuntergang wird länger als erwartet. Pano Platres ist eine Ansammlung von kleinen Häuschen am Hang, entlang der gewundenen Straßen. Unterwegs naschen wir immer wieder von den Weinbeeren, die hier wirklich über jeden Zaun wachsen. Dann kehren wir zum Abendessen in der Village Restaurant auch gleich ein, denn sie hat einen gemütlichen Eindruck gemacht. Es gibt gefüllte Weinblätter und Halloumi-Ravioli.
Wir wollen wandern gehen. Am Morgen geht es von Pano Platres nach Troodos. Der Kia hat hier einfach keine Chance, mehr als 50km/h im zweiten Gang ist mit der Möhre nicht drin. Aber wir kommen trotzdem an. In Troodos gibt es mehrere Wege, auch wenn man nicht zum Gipfel des Olympos kommt, da es militärisches Sperrgebiet ist. Wir entscheiden uns für den langen Rundweg - der Atalantes Trail hat 12km. Der Einstieg ist schnell gefunden, die Wegmarkierung auch ganz ordentlich und auf dem recht flachen, fast ebenen Weg kommt man gut voran. Wir laufen durch Pinien- und Wacholderwälder und haben ab und zu einen schönen Blick auf die Insel. Die Sonne versteckt sich hinter ein paar Wolken, sodass es nicht zu anstrengend ist. Nach 12 Kilometern ist allerdings von dem Örtchen Troodos noch nichts in Sicht. Es kommt auch ein Schild mit 13km und am Ende sind es dann fast 14. Jetzt haben wir uns eine Stärkung verdient, heiße Waffeln mit Schokosoße und Joghurt.
Es ist noch Zeit und eine kleine Runde könnten wir noch laufen. Den Artemis-Rundweg mit 2,5km zu laufen ergibt wenig Sinn, da dieser nur die ein paar Meter höher gelegene und damit kürzere Version des Atalantis-Trails ist. Außerdem sind da oben nun Wolken. So gehen wir noch den Persefone-Weg mit insgesamt 6km. Danach reicht es aber auch und wir fahren zurück nach Platres.
Nach einer angenehmen Dusche geht es in eines der Restaurants im Ort. Heute wollen wir Meze essen, auch wenn das zur Ausnahme mal jede Menge Fleisch bedeutet! Das Abendessen ist im Vergleich zu den Wanderungen der anstrengendste Teil des Tages. Es gibt insgesamt 17 kleine Gänge und wir kommen beim Teller mit Hummus, Tahin, und jeder Menge Salate schon aus dem Mitzählen heraus, da das nicht 7 der 17 Meze sind, sondern offensichtlich 1 Vorspeisenteller... Nach Halloumi, Bratwurst, in Rotwein eingelegtem Fleisch, Makkaroniauflauf, gegrillter Paprika und weiteren 23kg Essen platzen wir nun fast. Den Obstteller können wir an sich nur noch anschauen. Obwohl etwas geht noch... ;-)
Am Morgen spielt das Wetter leider nicht mit, draußen rumpelt es, ein Gewitter hängt am Berg. So ziehen wir nach dem Frühstück im Semiramis erstmal mit dem Auto los. In der Tourist Information in Platres fragen wir noch nach Karten der Wanderwege. Die Dame schaut uns mit einem völlig entgeisterten Gesichtsausdruck an - Aber es regnet doch...! :-D
Aber wir haben ja auch gar nicht vor jetzt im Regen rumzulatschen und deshalb fahren wir in Richtung Omodos. Hier ist das Wetter schon besser. Der kleine Ort ist wirklich sehenswert mit kleinen Gassen, einem Kloster und vielen kleinen Läden und Restaurants.
Nachdem das Gewitter verschwunden ist, brechen wir auf in Richtung Kaledonia-Wasserfälle. Auf dem Rundweg haben wir zugegeben etwas Orientierungsprobleme. So richtig gut ist das Kartenmaterial dann wohl doch nicht. Es wird trotzdem wieder eine schöne Runde mit einigen Stunden Weg und einigen gemeisterten Höhenmetern.
Kurzer Stopp mit Dusche im Hotel und dann fahren wir noch etwas mit dem Auto umher. In Omodos gibt es einen Salat und dann geht es weiter in den Norden. Auf dem Weg nach Kakopetria nehmen wir eine Abkürzung. Allerdings wird die Straße immer enger und steiler. An einer Stelle bleibt unser Hubraum- und PS-Monster sogar im ersten Gang kleben. Zum Glück schaffe ich es wegzukommen, ohne die Kupplung zu schrotten.
In Kakopetria angekommen laufen wir eine Runde durch den Ort. Die volle Punktzahl gibt es allerdings nicht. Der Ort ist auf den ersten Blick nicht ganz so schön, was aber auch daran liegen kann, dass wir ihn nur im Dunkeln sehen. In einem Restaurant gibt es noch einen Eisbecher, bevor wir über Troodos wieder nach Pano Platres kurven.
Wir ziehen weiter. Am Morgen geht es in Richtung Südwesten, da man laut Karte nicht direkt von Troodos nach Westen kommt. Die Fahrt bei herrlichstem Wetter dauert dann doch wieder länger als angenommen. Die ganzen kleinen, kurvigen Straßen drücken das Tempo. Gegen Mittag kommen wir dann nach Pafos, wo wir ins erstbeste Hotel marschieren und nach einem Zimmer fragen. Das klappt auch prima. Jetzt können wir in Ruhe die Westküste hochfahren. Unser eigentliches Ziel ist das „Bad der Aphrodite” ganz im Nordwesten der Insel. Der kleine Tümpel mit Wasserfall ist zwar ganz nett, aber nicht so spektakulär, wie erwartet. Dafür ist es umso touristischer. Wir wollen aber erstmal am Strand ins kristallklare Wasser springen. Danach einen Frappé und nun brechen wir noch zu einer kleinen Wanderrunde auf. Zuerst geht es 300 Höhenmeter in 2 Kilometern nach oben, dann teilt sich der Weg. Wir haben die Wahl zwischen dem Aphrodite Trail oder dem Adonis Trail. Wir nehmen ersteren, der 5km am Meer entlangführt. Unterwegs begegnet uns noch ein Zypern-Mufflon. Nach gut zwei Stunden erreichen wir wieder den Parkplatz. Es ist gerade noch hell.
Zurück in Pafos ziehen wir los um zu essen. Wir landen im recht schicken Sunbow Restaurant. Es gibt leckeres Moussaka und Gemüse-Kebab und einen leckeren Weißwein, zum Nachtisch noch Cheesecake und zwei zyprische Mokka und der Kellner spendiert noch Orangenlikör und einen wirklich guten Brandy.
Nach dem typischen Hotelfrühstück ist unser erstes Ziel heute in Pafos. Es geht zu den Gräbern der Könige. Dort gibt es in einem riesigen archäologischen Gebiet viele Grabhöhlen die teilweise tausende von Jahren alt sind. Die Sonne brennt heute ordentlich. Nach einer Stunde geht es dann weiter in Richtung Limassol. An einem Strand westlich der Stadt nehmen wir erstmal ein Bad im Meer bei ordentlich Wellengang. Danach gibt es im Café nebenan noch einen Frappé. Anschließend erkunden wir die historische Innenstadt von Limassol. Die Stadt ist nach Larnaka und Pafos bislang die interessanteste. Nachdem wir einige Gassen, die Promenade, den alten Pier und die Gegend um die Burganlage erkundet haben geht es weiter in Richtung Kourion Castle. Leider schließt die Anlage gerade als wir ankommen. So werfen wir nur mal von außen einen Blick auf die imposante Anlage. Unser nächster Stopp soll das Kourion Museum und Ausgrabungsstätte ein paar Kilometer weiter sein. Aber auch hier ist entgegen dem Reiseführer nicht bis 19:30 Uhr geöffnet, sondern leider um 5 schon alles dicht.
So fahren wir weiter bis zum Stadion in Kourion. Das historische Stadion aus Römerzeiten ist frei zugänglich und so schlendern wir dort im Sonnenuntergang noch etwas herum, bevor wir dann wieder in Richtung Pafos zurückfahren. Am Abend gibt es Grillgemüse und wie könnte es anders sein, Halloumi. :-)
Bevor wir Pafos verlassen, schauen wir noch an der Paulus-Säule vorbei. Dort ist allerdings nicht nur eine einsame Säule zu sehen, sondern auch die Chrysopolitissa-Basilika und jede Menge Grundmauern und Säulenreste von Bauwerken vergangener Epochen. Damit kann Pafos dann doch nochmal ordentlich im Feld Sehenswürdigkeiten punkten. Als nächstes gibt es wieder alte Steine, wir nehmen nämlich nochmal Anlauf zum Kourion Museum. Und das ist wirklich riesig. Neben dem historisch wiederaufgebauten Amphitheater gibt es jede Menge Ruinen, zumeist römischer Bauwerke mit Säulen, Fußbodenmosaiken und vielen, vielen Steinen. Nach gut zwei Stunden fahren wir weiter, machen nochmal in einer kleinen Dorftaverne Rast und ziehen dann weiter in Richtung Larnaka. Hier geben wir das Auto wieder ab. Der Kilometerzähler zeigt nach den sechs Tagen genau 800km mehr.
Mit der altbekannten Buslinie 425 geht es ins Zentrum von Larnaka, wo wir noch etwas Zeit totschlagen und dann in den Fernbus nach Nikosia einsteigen. Wir haben richtig Glück, denn wir erwischen die letzten beiden Plätze im Bus. Das Erstaunen, dass sogar in der vorletzten Reihe noch zwei Plätze nebeneinander frei sind, weicht schnell der Erkenntnis, dass dies wohl die Notsitzbank sein muss. Diese ist offensichtlich für Menschen ohne Beine vorgesehen. Wir sitzen alles andere als bequem. Aber lieber schlecht gefahren, als gar nicht und der Spaß dauert nicht viel länger als eine Stunde.
In Nikosia angekommen müssen wir uns erstmal orientieren. Die Auswahl an bezahlbaren Hotels ist laut Lonely Planet sehr dünn. Beim ersten Umschauen ist das Delphi Hotel gleich im Blick, direkt neben dem Busbahnhof. Das hatten wir als Kandidat schon auf der Liste, ohne zu wissen, wo genau es ist. Das Zimmer ist zu dem Preis völlig ok.
Nun wollen wir auf jeden Fall gleich mal über die Grenze nach Nordzypern, um einfach mal zu schauen, was es dort zu essen gibt. Der Grenzübergang an der Ledra Street ist ziemlich schnell passiert. Jedoch erwartet uns im türkischen Teil der Stadt eine Überraschung. Während im anderen Teil jede Menge Trubel auf der Straße, in den Restaurants und Cafés herrscht, ist bzw. wird hier gerade alles hochgeklappt und es sind an einem Sonntag abends um 6 kaum Leute unterwegs. Das Ganze sieht schon fast nach Sperrstunde aus. Wir finden unweit der Selimiye-Moschee dann aber doch ein nettes kleines Restaurant, wo noch was los ist. Wir stellen uns ein paar sehr leckere Meze zusammen. Nachdem wir eine ganze Weile saßen, geht es zurück in den Süden, wo der erwartete Trubel ist. In einem etwas alternativ angehauchten Viertel sitzen wir noch vor einer kleinen Bar - Menschenkino.