Tagebuch (Eintrag 4 von 5)

Cilaos und die versuchte Wanderung zum Piton des Neiges

Montag, 03.08.2015 - Ruhetag: Cilaos und Busfahren

Keine Stufen, keine Höhenmeter, kein Rucksack. Der einzige Punkt auf der To-do-Liste ist Wäschewaschen, denn das ist bitter nötig. Nach einem Frühstück in einer Bäckerei drehen wir eine kurze Runde durch den Ort. In der Touri-Info erfahren wir, dass es keinen Waschsalon in Cilaos gibt. Einige Hotels bieten einen Service an, allerdings nur für eigene Gäste. So versuchen wir es bei Samantha, der Betreiberin unserer Pension, was auch klappt.

Eigentlich reizt es mich schon die Zufahrtsstraße nach Cilaos mit dem Bus zu fahren. Auf 35 Kilometer kommen da über 400 teils abenteuerliche Haarnadelkurven. Aber meiner Freundin mit Abneigung gegen Kurven in einem Bus will ich das nicht zumuten. Nach einer Weile Hin und Her ist sie aber mit dabei und so steigen wir in den knallrosa Bus nach Saint-Louis. Der Busfahrer macht seine Sache sehr routiniert, sodass es auch mit dem Gekurve kein grünes Gesicht gibt. Die Fahrt lohnt sich nicht nur wegen der atemberaubenden Kurvenfahrten, sondern auch wegen der schmalen Tunnel. Bei der 200m langen Durchfahrt ist nie mehr Platz als etwa 10cm auf jeder Seite. Auch die riesige Talschneise ist sehenswert. In der Mitte fließt ein winziger Bach. Das Flussbett lässt allerdings schließen, dass hier auch viel mehr Wasser herunterkommen kann.

Saint-Louis ist nicht unbedingt das größte Highlight auf der Insel. Es gibt eine alte Kirche mit Holzdach, eine Moschee, einen tamilischen Tempel sowie einen Eisladen, zu dem wir pilgern. ;-)

Die Rückfahrt nach Cilaos mit einem anderen Busfahrer ist etwas rasanter, aber verläuft auch ohne flauen Magen. Die Straße wurde übrigens erst irgendwann in den 1930ern gebaut. Vorher kam man hier nur zu Fuß her. Zurück in Cilaos kehren wir wieder in das gleiche Restaurant wie gestern ein, denn so groß ist die Auswahl nicht und es war lecker! Heute gibt es einen sehr schmackhaften Kartoffelauflauf sowie Nudeln mit Hühnchen in einer Vanille-Sahne-Sauce. Der Hammer!

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Dienstag, 04.08.2015 - Etappe 7: Cilaos - Caverne Dufour mit Abbruch

Das Wetter ist heute wieder ganz ok, nachdem es gestern eigentlich nur trübe war. Da wir heute nicht so lange in der unbeheizten Hütte sitzen wollen, planen wir erst nach Mittag aufzubrechen. Vorher ist auch unsere Wäsche noch nicht fertig. Wir packen unseren Kram, decken uns im Bäcker und im Supermarkt noch mit Lebensmitteln ein und starten dann irgendwann nach 12.

Der Wanderweg nach Le Bloc windet sich ziemlich durch den Wald und mit meiner angesetzten Stunde hab ich mich hier schon mal ziemlich verschätzt, denn wir brauchen fast anderthalb. Kurz vor Le Bloc, dem Einstieg zur Gîte fängt es dann auch noch richtig an zu regnen. Mit der wachsenden Abneigung gegen Treppen hat man nicht viel Freude, denn es geht schon wieder über endlose Stufen. Aber auch bei mir ist die Laune maximal im Erdgeschoss. Wir motivieren uns aber doch noch, von Le Bloc zu starten. Nach einigen Höhenmetern ist die Sicht dann komplett weg und der leichte Regen hat sich in einen ordentlichen und endlosen Guss verwandelt. Spaß macht das keinen und die Aussicht den Abend und die Nacht total durchgeweicht in einer kalten Hütte auf 2600m ohne warmes Wasser mit Außentemperaturen um die Null Grad zu verbringen, macht es nicht besser. Blöderweise hab ich auch nicht an eine Innentüte für den Rucksack gedacht und ich hab ernsthaft Befürchtungen, dass mir bei dem Bindfadenregen alle Klamotten im Rucksack absaufen. Die Regenjacke hat schon lange aufgegeben. So halten wir eine kurze Lagebesprechung und entscheiden uns für einen Rückzug. Der Weg nach unten ist mittlerweile auch nicht mehr so einfach, viel Wasser und glitschige Holzstufen...

In Cilaos hört der Regen auf, allerdings wird es jetzt kühl. Wir machen uns auf die Suche nach einer Unterkunft und landen schließlich nach ein paar weiteren Kilometern im Ort im Hotel Les Aloes. Der Hotelwirt kommt aus dem Elsass und spricht deutsch. Wir sind die einzigen Gäste im Hotel.

Im Rucksack ist es zum Glück alles gut und so geht es nach einer Dusche erstmal in trockene Klamotten. Wir suchen uns noch ein Restaurant für’s Abendessen, heute mal wieder kreolisch.

Cilaos (1210m) - Anstieg zur Caverne Dufoure (2100m) - Cilaos (1210m)

Strecke: 14,4km, Höhensummen: ca. +/-900Hm, Gehzeit: ca. 6h

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Mittwoch, 05.08.2015 - Etappe 5: Cilaos - Bras - Palmiste Rouge

Am Morgen wartet das bislang beste Frühstück auf uns. Selbstgemachter Vanillejoghurt, Kuchen, selbstgemachte Marmelade, jede Menge Obst. Die Wirtin spricht ganz gut englisch und versucht für uns die Hütten anzurufen, damit wir reservieren können und heute als Plan B nochmal Anlauf zum Piton des Neiges nehmen. Das Wetter ist nämlich heute bestens. Leider ist die Gîte aber hoffnungslos ausgebucht und somit hat sich der Gipfel und die letzte Etappe nach Hell-Bourg erledigt.

Wir lassen uns davon aber nicht die Stimmung vermiesen. Nachdem wir alle Sachen auf dem großen Balkon zum Trocknen in die Sonne gelegt haben, schmieden wir an Plan C. Wir laufen eine Route von Cilaos nach Palmiste Rouge und nehmen von da den Bus nach Saint-Louis und weiter nach Saint-Leu. Dann haben wir heute noch eine anständige Wanderetappe und sind halt einen Tag früher an der Küste.

Kurz nach elf sind wir dann unterwegs. Der Weg ist recht gut zu laufen und zur Abwechslung gibt es auch mal fast keine Treppenstufen. Wir laufen in einem Bogen in Richtung des kleinen Ortes Bras Sec. Hier gibt es eine kurze Pause in einem schönen Park mit Blick auf den weithin sichtbaren Kirchturm von Cilaos. Ansonsten ist Bras Sec wieder ein Ende der Welt. Von hier geht es nur auf einem schmalen Fußpfad weiter. Obwohl es heute eigentlich bergab gehen soll, machen wir schon wieder ordentlich Höhenmeter gut und schwitzen in der Sonne. In einem herrlichen Hochplateau mit Savannengras und Filaobäumen namens Mare à Montfleury gibt es erstmal eine ausgedehnte Rast. Danach geht es über einen kleinen Pass und nun durch einen dichten Wald über einen wurzeligen Abstieg. Nach guten vier Stunden erreichen wir das kleine Örtchen Palmiste Rouge, benannt nach einer Palmenart mit rotem Stamm.

Mit dem Bus geht es bis zur Straße nach Saint-Louis, wo wir umsteigen. Nach einer weiteren Kurvenfahrt müssen wir am Busbahnhof in Saint-Louis nicht lange warten, bevor es in Richtung Saint-Leu weitergeht. Wir hatten heute morgen im Reiseführer geblättert und von unserer Hotelwirtin gleich eine Pension namens Dodo Spot reservieren lassen. Dort angekommen, sind wir begeistert. Wir haben gleich zwei Zimmer, die Küche ist offen unter einem kleinen Dach und alles ist aus schickem Holz mit verwinkeltem Baumhauscharakter. Wir beschließen, dass die kleine Schaukel an der Veranda mit Blick auf das Meer und den Sonnenuntergang unser Lieblingsplatz wird.

Am Abend gibt es kreolisch in einem kleinen Familienrestaurant. Für zehn Euro kann man sich den Teller mit Reis, Linsen und zwei von sechs Gerichten vollladen lassen. Wir nehmen Saucisse, Hühnchen-Curry, Meeresfrüchte-Bohnen-Curry und Chouchou mit Speck. Deftig, aber durchaus lecker!

Cilaos (1210m) - Bras Sec - Palmiste Rouge (870m)

Strecke: 11km, Höhensummen: +643Hm/-984Hm, Gehzeit: ca. 4¼h

Tagebuch (Eintrag 4 von 5)